Brief an meine Schwester

Liebe Schwelle

Papa ist nun schon lange nicht mehr da und unser Mama quält sich eigentlich jeden einzelnen Tag mit dem Weitermachen rum. Sie vermisst ihn sehr und ihre geschundene Gesundheit macht sie anfällig für alles mögliche. Ihr Sturz letzthin hat nicht nur einen Trümmerbruch der Schulter in der Folge gehabt, nicht nur ihr schönes Gesicht und den Kiefer geschunden. Es hat tiefe Verletzungen in ihrer Seele gegeben. Sie hat Angst raus zugehen und ihre Wege zu erledigen. 
Seit Jahren lasse ich sie allein daheim. Es schmerz mich, doch die grosse Entfernung gibt mir keine andere Möglichkeit. Mein Leben ist neu und ich habe es endlich fast wieder im Griff. Bin ich so egoistisch?
Ich weiss oft nicht, wie das über diese Entfernungen klappen soll. Oft möchte ich rufen: Mama, verzeih mir! Aber die fast 800 km sind soweit. Ich bin unsicher und mag dieses Gefühl so gar nicht. 
Betreutes Wohnen lehnt sie derzeit ab. Die bevorstehenden Sanierungen bei ihr daheim machen es nicht leichter. Die drehen die Bude bei ihr auf den Kopf und ich kann nicht helfen... gut nach Ostern eine Woche und dann im September die Wohnung vorrichten. Mir fehlt die Nähe zu ihr sehr.

Du bist auch schon zulang fort. Bald sieben Jahre. Bitte halte Deine schützenden Flügel über unsere Mutter. Sie braucht uns... Deine Keule

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

zerstören

Kopf in den Sand